Die Planung zum Einbau des Elektromotors beginnt.

Zuerst musste mal entkernt werden. Alle überflüssigen Teile ausbauen. Dabei wird man sehen, wie viel Gewicht sich sparen lässt. In Abhängigkeit davon kann dann die Batteriekapazität geplant werden.

 

Es sind dann ca. 265 kg, die entfallen können:

 

1. Motor 150 kg

2. Abgasanlage inkl. KAT 20kg

3. Kühler (Wasser/Öl) 15 kg

4. Benzintank (+Inhalt) 60 kg

5. Kleinteile (Lichtmaschine, Wasserpumpe usw.) 20 kg

 

Zum Thema Saab "Schweden Stahl oder Panzer": Ja, das war in den 70-90'er Jahren so. Ein Saab 900 wiegt ca. Leergewicht nach Kfz-Schein 1310 kg. Hat aber schon Seitenaufprallschutz und verstärkte Überrollaufnahmen.
Das sucht man bei einem Golf dieses Alters vergebens.

Verglichen mit der modernen Mittelklasse ist er heute ein Leichtgewicht. In der Mittelklasse sind 1400-1800 kg durchaus üblich.

Um Diskussionen vorzubeugen: Das Cabrio hat ABS, elektrische Fensterheber, ein elektrohydraulisches Verdeck, Airbag und Sitzheizung, also vergleichbar mit heutiger hochwertiger Ausstattung. Bei 1310 kg Leergewicht auf dem Niveau eines Elektro-BMW I3. Daher fällt es mir schwer, die Innovation eines BMW I3 zu sehen. 


Nach Entfernen des Motors sieht das Saab Getriebe mit Kupplung und neuen Auflagern so aus. 

 

Hier muss jetzt ein Elektromotor gefunden werden, der den Platz des Benziners übernimmt oder man muss ein komplett neues Getriebe bzw. eine Elektromotor- Differenzialeinheit finden, die hier eingepflanzt wird.
Es gibt solche Einheiten auf dem Markt. Die Preise waren mir dann doch etwas zu hoch, also blieb nur, einen Elektromotor einzupassen.

Hier war die tatkräftige Unterstützung des Elektroumbau- Experten erforderlich. Also ging das Getriebe an Heiko Fleck, der einen 28 kW Elektromotor anflanschen konnte.


Nach doch einiger Zeit war dann der Elektromotor am Getriebe und die erforderliche Hardware wie Curtis Controller, Hauptschütz, Nebenschütz, Kabelbaum, elektronisches Gaspedal (Poti) eingetroffen.

 

Während der Wartezeit auf die Elektromotoranflanschung wurden einige Überlegungen über Anzahl und Größe der Akkus durchgespielt.

Die Motor-/ Controller-Einheit wurde auf 96 V ausgelegt. Zum Schluss entschied ich mich für 34 St. LiFePo4 Winston Zellen mit 200 Ah. Damit sind ~22 kWh Energie im Auto und das entspricht dem zur Zeit am Markt Üblichen.

Die Reichweite würde also je nach Verbrauchsdaten bei 90-150 km liegen.  

 

Am 02.11.2013 war dann die Herztransplantation!
Patient wohlauf, nur fahren dauert noch etwas.

 

Jetzt muss erst mal für Akkuhalter (Alu-Boxen) gesorgt werden. Dadurch, dass der Motor auf dem Getriebe sitzt, ist wenig Platz für eine große Akku-Box. Also werden erst mal aus Pappkarton Muster-Boxen geklebt und alles fein angepasst. Die Befestigung erfolgt über die vorderen Längsträger und alles wird verschraubt. Schweißen ist nicht so mein Ding.  



Die Winston LiFePo4 Zellen treffen dann nach 6 Monaten endlich ein.

 

Damit kann auch endlich mit dem Bau der Alu-Boxen begonnen werden. Dieses wollte ich auf Grund der Toleranzangaben bei den Akkuabmaßen erst mal überprüfen. Hinterher passen die Akkus nicht in die Box.

 

  

 


Wieder eine kleine Ewigkeit später sind die Alu-Boxen dann fertig und können im Motorraum eingepasst werden.

 

Dazu wird noch auf eine elektrische Servopumpe aus dem Opel Astra G umgestellt und die 4 kW Elekroheizung MES DEA RM4 eingebaut.

 

Da der Platz vorne nur für 10 Akku Zellen ausreicht, werden die restlichen Zellen hinten platziert. Dabei kommen 12 Zellen an den Platz des original Tank unter dem Auto sowie 12 Zellen in den Kofferraum unter die Auffangschale des Verdecks. Da die Gewichtsverteilung nicht so optimal ist, werden noch die original Saab Verstärkungsfedern aus dem Zubehör eingebaut. Diese sollen eigentlich bei Anhängerbetrieb das Einsacken des Hinterteiles verhindern, sind aber auch bei so vielen Akkus im Kofferraum hilfreich. Danke noch an Saab dafür.


Nach und nach füllen sich die leeren Alu-Boxen mit Akkus und Elektronik. Dazu jede Menge Sicherungen und natürlich das BMS (Batterie Management System)

Das System überwacht jede einzelne Zelle während des Ladevorganges. Außerdem gibt es Auskunft über den Ladezustand. Daraus lässt sich dann die noch zur Verfügung stehende Reichweite errechnen. Die Ausgabe erfolgt per Bluetooth auf das Smartphone oder auf die im Auto integrierte Anzeige.


Am 13.09.2014 war es dann soweit, mein Umbau rollte voll elektrisch aus der Garage! Sicher gab es noch einiges zu erledigen, aber im Großen und Ganzen funktionierte alles.


Besonders zu beachten waren natürlich die besonderen Auflagen zur TÜV-Abnahme. Dazu sollte jeder Umbauplaner das TÜV Merkblatt MB FZMO 764 "Elektrofahrzeuge im Einzelgenehmigungsverfahren" kennen.

Natürlich ist es auch sinnvoll sich an die TÜV-Stelle zu wenden, die solche Abnahmen und Eintragungen schon häufiger vorgenommen hat. Davon gibt es inzwischen einige.

 

Also, die Abnahme meines Saab erfolgte am 19.09.2014 vom TÜV Süd. Die Eintragung in die Papiere erfolgte dann am Montag darauf beim Straßenverkehrsamt.

 

Die Fahrleistungen ergaben sich wie folgt:

 

Leergewicht des Fahrzeuges inkl. 75 kg Fahrer:         1570 kg

Höchstgeschwindigkeit:                                                  130 km/h

Reichweite ohne Heizung:                                        bis 130 km

                     mit   Heizung:                                         bis   90 km

Dieses sind realistische Reichweiten nicht nach NEFZ.

 

Mittlerweile 26.03.2016 haben wir über 12000 km zurückgelegt, ohne größere Probleme. Auch haben wir schon längere Strecken mit Zwischenladen gefahren, mehr dazu im Blog.